
Ich gebe als Erster zu, dass ich mich nach den skurrilen Designs der Uhrenwelt und japanischer Handwerkskunst sehne, noch mehr. Angesichts der viralen Dominanz von Patek und Rolex habe ich auch den vielleicht flüchtigen Trend der Geezer Watch genossen, denn für mich ist Anderssein gut. Und wenn es dazu noch höchsten Komfort und schlanke kleine Größen gibt, ist es umso besser. Aber meine widerspenstige Natur hindert mich nicht daran, Gerald Genta riesengroßen Respekt zu zollen.
Er hat als Designer vielleicht Tausende von Uhren entworfen, aber nicht alle waren so proportioniert wie die Royal Oak oder die Nautilus. Ab und zu taucht jedoch etwas mit der Handschrift von GG auf, das in einem Meer von Sportuhren hervorsticht. Wie wir in Felix Scholz‘ Geschichte letztes Jahr gesehen haben, arbeitete er auch für Seikos Überluxusmarke Credor. Ich selbst habe ein paar Credor-Sportuhren im Neo-Vintage-Stil besessen (die ich vermisse) und kann die Qualität jedes einzelnen Stahlarmbandglieds bezeugen, die den Schweizer Gral übertrifft, aber Gentas eigenwillige Note hat mich wie ein Schlag getroffen mehr lesen.
Die Credor Locomotive, die letztes Jahr in einer limitierten Auflage von 300 Stück herausgebracht wurde, wäre nicht jedermanns Geschmack gewesen. Aber mit ihrem seltsamen sechseckigen Design, den freiliegenden werkzeugartigen Bolzen und dem zierlichen Armbandendglied sah sie aus wie nichts anderes. Wenn man die ursprüngliche silber-auf-schwarze Kartenskizze und das Produktionsmodell betrachtet, bleibt sie ihrer Form aus den Siebzigern treu. Dennoch ist sie irgendwie straffer, kompakter und in ihren Toleranzen sichtlich exquisit. Die Version von 2024 enthielt ein Zifferblatt, das uns an den Iriseffekt eines gewissen Chopard erinnerte, eine Ähnlichkeit, die leicht durch ihre straffe, fremdartige Form in den Schatten gestellt wird.
Die Spezifikationen dieser neuen Produktionsversion sind die gleichen, mit einer Größe, die sie in das Goldlöckchen-Spektrum vieler Leute bringt. Wenn wir uns die Uhr ansehen, erkennen wir die limitierte Ausgabe des letzten Jahres mit ihrem 38,8 mm großen, 41,7 mm langen Gehäuse aus hochfestem Titan mit einem einzigen zentralen Endglied, das das Armband befestigt. Aber trotz ihrer eleganten Größe und 8,9 mm Dicke ist sie eine echte Sportuhr mit einer Tauchtiefe von 100 m. Dieses sechseckige Gehäuse hat den klassischen Genta-Touch einer breiten, gebürsteten Lünette mit gegenüberliegenden, eher zweckmäßigen Innensechskantschrauben und einer charmanten verschraubten Krone bei 4 Uhr, die das Sockeldesign widerspiegelt.
Vom Design her sieht das Armband dem eng tolerierten Armband der Royal Oak recht ähnlich, ist aber für das Gehäuse seltsam breit. Aber nachdem ich die Version 2024 daran ausprobiert habe, funktioniert es irgendwie bemerkenswert gut, wobei die sechseckigen Details alles zusammenhalten. Es überrascht nicht, dass das wunderschön verarbeitete Gehäuse das obsessive Können und die Handwerkskunst der Credor-Uhrmacher zur Schau stellt.
Die Wahl von hochfestem Titan für die limitierte Auflage war ein cooler Schachzug, der die Locomotive in unsere Zeit bringt. Die sichere Entscheidung wäre vielleicht gewesen, sich für normalen Stahl zu entscheiden, aber das federleichte Gewicht von 78 Gramm ist für dieses, das reguläre Produktionsmodell, geblieben. Und seien wir ehrlich, keine Marke wie Grand Seiko und sein Credor-Geschwistermodell poliert und bürstet das zugegebenermaßen schwer zu bearbeitende Titan besser.
Brandneu ist jedoch das Zifferblatt, bei dem Credor voll in diese neue Welt der Sechsecke eingetaucht ist. Das tiefgrüne Zifferblatt wirkt wie zwei Waldgrüntöne, die in einem sechseckigen Muster mit einem Streifenmuster mit abwechselnden Formen dargestellt sind. Mit diesem kuratierten Zifferblattdesign wird die neue Credor Locomotive eine erlesene Welt der Gestaltwandler bewohnen, in der das Zifferblatt bei schlechten Lichtverhältnissen fast schwarz erscheint und in der Sonne funkelt. Es bleibt seinem Original treu und verfügt über ein gerahmtes Datumsfenster bei 3 und weiche Stabzeiger mit einer klaren Genta-Linie, die perfekt zu den Indizes passen und in perfekter proportionaler Balance mit der Zifferblattgröße stehen.
Versteckt hinter einem Gehäuseboden aus massivem Titan finden Sie das kürzlich entwickelte, dünne CR01-Kaliber aus dem letzten Jahr mit einem schönen vergoldeten Finish und einer alltäglichen Gangreserve von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und 45 Stunden. Die Genauigkeit des Uhrwerks wirkt mit seinen bescheidenen +15/-10 Sekunden pro Tag nicht so spektakulär, aber wenn man die Seiko Corporation kennt, wird dies in der Praxis deutlich besser funktionieren. Aber bei der neuen Credor Locomotive geht es nicht um das Uhrwerk, sondern darum, dass Seiko uns eine neue, mutigere Seite seines exquisiten Katalogs zeigt. Und für mich ist die Credor Locomotive nicht nur eine unglaublich coole, begehrenswerte Kombination aus Genta-Charme und japanischer Handwerkskunst, sondern auch ein Zeichen für großartige Dinge, die noch kommen werden.
Technische Daten: Credor Locomotive GCCR997
Uhrwerk: Automatik-Kaliber CR01; 45 Stunden Gangreserve
Funktionen: Stunden und Minuten; zentrale Sekunde; Datum
Gehäuse: 38,8 mm × 8,9 mm; Titan; wasserdicht bis 100 m
Zifferblatt: Sechseckiges Muster in Grün
Armband: Titanarmband mit Dreifachverschluss und Druckknopfverschluss
Preis: 14.500 €